Ein Erfahrungsbericht von Leonie Hexamer, Dual Studierende im 4. Semester
Seit dem Wintersemester 2018 absolviere ich den beruflichen Teil meines Dualen Studiums zur Sozialpädagogin in einem teilstationären Projekt im Rahmen der Hilfen zur Erziehung in der Kristall Grundschule und gehöre somit auch zur ersten Kohorte, die mit dem Praxishandbuch arbeitet.
Zu Beginn eines jeden Semesters findet ein Planungsgespräch mit meiner Fachanleiterin und dem koordinierenden Erzieher statt. Themen dabei sind die aktuellen Module, die im Verlauf des Semesters behandelt werden. Gemeinsam überlegen wir uns dann, ob es diesbezüglich bereits Abläufe, Angebote oder ähnliches gibt, in denen sich theoretische Inhalte der Module im praktischen Kontext wiederfinden lassen. Im Anschluss suchen meine Fachanleiterin und ich in dem zum Studium gehörenden Praxishandbuch nach geeigneten Aufgaben, die sich sowohl daran als auch an meinen Interessen orientieren. Neben zu erfüllenden Pflichtaufgaben gibt es Wahlaufgaben sowie die Möglichkeit, eigene einrichtungsbezogene Aufgaben zu formulieren.
Im vergangenen Semester war unter anderem die Teilnahme an einer Kollegialen Fallberatung, die zum Modul „Handlungsstrategien und Methoden der Sozialen Arbeit“ gehört, eine der zu erledigenden Praxisaufgaben. Da ich in diesem Semester ebenfalls verstärkt in der Arbeit als Bezugsbetreuerin eingesetzt wurde und vermehrt in konkrete Fälle und die zugehörige Elternarbeit involviert war, erschien uns die Aufgabe sinnvoll. Kurz fasste meine Fachanleiterin zusammen, welchen Ablauf eine solche Kollegiale Beratung hat und erklärte die Ziele der Methode.
Wie in jedem Semester besprachen wir, welche Ziele mit der Aufgabe erreicht werden sollten und welche Schritte und Absprachen für ihre Erreichung nötig sind und hielten diese im Planungsprotokoll fest. Im Vordergrund stand die eigene Informationsbeschaffung in dem vorhandenen Kinderschutzordner, um die Methode im Vorfeld theoretisch und im Ablauf kennenzulernen. Die Kollegiale Fallberatung ist eine sehr strukturierte Methode, mit der ein genauer Blick auf einen bestimmten Fall geworfen und nach neuen Perspektiven oder Lösungsideen für ein Problem gesucht werden kann. Ich meldete mich zu einer ersten gruppenübergreifenden Kollegialen Fallberatung an, um die Methode auch in der praktischen Umsetzung kennenzulernen. Die Moderation übernahm die Psychologin und es nahmen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Gruppen teil. Spannend war unter anderem der Einsatz von Sozio- und Genogrammen und die Übernahme unterschiedlicher Rollen der beteiligten Personen im Familiensystem, um die Perspektive zu wechseln.
Einige Zeit später wurde in der konkreten Fallarbeit mit einer Familie, die ich gemeinsam mit dem Psychologen der Gruppe betreute, deutlich, dass ein externer Input von den anderen Teammitgliedern gewinnbringend sein könnte. In Rücksprache mit meiner Fachanleiterin und dem Psychologen formulierten wir eine konkrete Fragestellung, die wir in die Kollegiale Fallberatung einbringen wollten. In der Fallberatung selbst übernahm ich die Vorstellung und die dazugehörige Beschreibung der Problematik. Durch die Methode und die Unterstützung der anderen Teammitglieder entwickelten sich neue Ideen für den Umgang mit dem Fall, die für unsere weitere Arbeit sehr bereichernd waren. Dadurch wurde mir selbst sehr deutlich, wie effektiv diese Methode ist.
Im Anschluss an die Kollegiale Fallberatung fand ein kurzes Reflexionsgespräch mit meiner Fachanleiterin statt. Ausführlicher reflektiert wurde die Praxisaufgabe dann im Auswertungsgespräch des beendeten Semesters. Dabei besprachen wir erneut, wie die Vorbereitung verlaufen und was besonders gut gelaufen ist bzw. wo es Stolpersteine gab. Auch war es uns wichtig, einen Blick darauf zu werfen, wie ich das theoretisch Erlernte und praktisch Erprobte auch zukünftig in meine Arbeit einfließen lassen kann. So kamen wir zu dem Entschluss, dass es sinnvoll ist, an weiteren Kollegialen Fallberatungen teilzunehmen und eventuell auch die Moderation einer Kollegialen Fallberatung auszuprobieren.
In den Auswertungsgesprächen liegt der Hauptfokus auf der Weiterentwicklung meiner eigenen Handlungsstrategien und der Fähigkeit, mich selbst einzuschätzen. Besonders letzteres wird in den Gesprächen konkretisiert und reflektiert, da es mir zum Anfang meines Studiums noch schwer gefallen ist, meine eigenen Stärken zu benennen. Das Erkennen eigener Stärken und Grenzen und die Benennung dieser wird mich genauso wie das Praxishandbuch sicher noch bis zum Ende meines Studiums begleiten.
Ausbildungskoordination
Die interdisziplinäre Fachgruppe Ausbildungskoordination sichert die Ausbildungsqualität in den Praxisstellen der tjfbg und Käpt’n Browser gGmbH im Rahmen der von der Hochschule für angewandte Pädagogik angebotenen Dualen Studiengänge „Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Ganztagsschule“ und „Kindheitspädagogik“. Die für die Ausbildungskoordination zuständigen Personen bieten Qualifizierungs- und Beratungsangebote für die Fachanleitenden an und begleiten die Umsetzung des von ihnen entwickelten und seit dem Wintersemester 2018 verbindlichen Praxishandbuches. Das Praxishandbuch verknüpft theoretische und praktische Schwerpunkte des Dualen Studiums, sorgt für ein einheitliches Verfahren für den fachpraktischen Teil der Ausbildung und fördert die Handlungssicherheit der Studierenden und Fachanleitenden. Der inhaltliche Kern bietet einen praxisnahen und aus den Modulen der jeweiligen Studiengänge abgeleiteten Aufgabenkatalog. Inhaltlich verankert sind mit verbindlichen Planungs- und Auswertungsgesprächen stets wiederkehrende Abläufe und Prozesse, welche die individuelle Ziel- und Schwerpunktsetzung für die fachpraktische Ausbildung erleichtern. Die für die Ausbildungskoordination zuständigen Personen betrachten das Praxishandbuch als dynamisches Arbeitsinstrument, das fortlaufend evaluiert und weiterentwickelt werden soll. Praxishandbuchbezogene als auch allgemeine anleitungsbezogene Themen und Bedarfe der Fachanleitenden werden regelmäßig ermittelt, sodass daran orientiert Fachanleitungstreffen und Fachtage gestaltet werden können.
Mitarbeitende der Ausbildungskoordination (Stand: 2020):
Reihe o.: Tony Höpner, Uta Hinze, Ulrike Kunert & Sebastian Barnetz
Reihe u.: Christin Sauerstein & Melanie Teichert