Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) ist ein i. d. R. standortgebundenes Angebot der Kinder und Jugendhilfe, das Kindern und Jugendlichen selbstbestimmte Räume für pädagogisch begleitete Freizeitgestaltung eröffnen soll. Im Gegensatz zur verbandlichen Jugendarbeit setzt die OKJA keine Mitgliedschaft voraus und kann diesbezüglich als niedrigschwellig bezeichnet werden. Im Gegensatz zur Schule sind Freiwilligkeit der Teilnahme und Offenheit der Angebote normgebend.
Zum Abschluss des Seminars Lebenswelt- und Sozialraumorientierung besuchen die Studierenden des Studiengangs Soziale Arbeit, Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung Manage auf dem Campus-Rütli im Neuköllner Reuterkiez. Die Studentin Rojda Konak und Einrichtungsleitung Osman Tekin (tjfbg) geben einen Einblick in ihre Arbeit. Osman Tekin ist in Neukölln geboren und war selbst lange Besucher der Manege (vgl. ein aktuelles Interview in Kruschel & Leohnhardt 2023).
Frau Konak und Herr Tekin erläutern Herausforderungen der OKJA in der Manege, aktuell unter anderem:
- die Sicherstellung des Kinderschutzes, ohne dadurch von den Anwohnenden als „verlängerter Arm des Jugendamtes“ wahrgenommen zu werden,
- das Zuhören und Anerkennen von Sorgen, Ängsten und Wut der Kinder und Jugendlichen im Hinblick auf die Eskalation in Nahost,
- die Zusammenarbeit mit der Schule auf dem Campusgelände vor dem Hintergrund unterschiedlicher institutioneller Bildungsverständnisse,
- die Anforderungen von Drittmittelaquise und der damit zusammenhängenden Projektverwaltung und -dokumentation, ohne die der überwiegende Teil der Angebote nicht stattfinden könnte.
Herr Tekin erläutert, dass trotz der konzeptionellen Offenheit, informelle cliquen- und millieuspezifische Schließungsprozesse von den Mitarbeiten immer wieder erkannt und moderiert werden müssen. Denn sonst bestehe die Gefrahr, dass sich die collsten bzw. stärksten Gruppen bei der Nutzung durchsetzen (vgl. hierzu auch Scherr & Sachs 2021).
Als besonders problematisch werden aktuelle und erst wenige Tage vor Jahresbeginn bekanntgegebene Kürzungen der Betriebsausgaben für das Jahr 2024 wahrgenommen. Die ohnehin schon prekäre Grundfinanzierung der Einrichtung wird durch die aktuellen Einschnitte weiter reduziert. Damit kann die Manage ihr eigentliches Raumpotentiall schlicht nicht entfalten – zum Nachteil der Kinder und Jugendlichen.
Kruschel, R., Leonhardt, N. (2023). „Mit der Manege haben wir die Welt gesehen.“. In: Schuppener, S., Leonhardt, N., Kruschel, R. (Hrsg.) Inklusive Schule im Sozialraum. Springer VS. doi.org/10.1007/978-3-658-42158-8_18
Scherr, A., & Sachs, L. (2021). Wie offen ist die Offene Kinder-und Jugendarbeit?. deutsche jugend 69(2), S. 53-62.