Kinder- und Jugendpartizipation ist leitendes Handlungsprinzip der Sozialen Arbeit. Wie aber geht das konkret? Was sind Voraussetzungen, Prinzipien und welche Methoden sind wirklich kind-und jugendgerecht?
Der Kurs Handlungsstrategien und Methoden der Sozialen Arbeit der Studiengruppen GTS und KJH22 mit Prof. Dr. Bendig führte hierzu ein Fachgespräch mit der Qualitätsmanagementbeauftragten des Jugendhilfeträgers "Jugendwohnen im Kiez", Sinja Krüger. Frau Krüger stellte Bausteine der Partizipation im Rahmen der stationären Jugendhilfe vor und berichtete außerdem von Ihren Forschungsergebnissen im Rahmen der Hilfeplanerstellung im Jugendamt.
Basierend auf der UN-Kinderrechtskonvention, welche 1989 beschlossen und 1992 in Deutschland in Kraft getreten ist, sind Rechte von Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach §8, §36 SGB IIIV und in weiteren Gesetzen geregelt. Um eine erfolgreiche Umsetzung zu erzielen, sollte lokal, bedarfsorientiert, wirkungsorientiert, transparent und partizipativ gehandelt werden. Das Gelingen von Partizipation ist zum einen von der Kompetenz und Haltung der Fachkraft, zum anderen von der Partizipationskompetenz des Kindes abhängig. Diese ist durch die Fachkraft zu stärken und das Kind nach seinen Möglichkeiten zu fördern. Um die Machtbalance zwischen Sorgeberechtigten, Fachkräften und Kindern zu gewährleisten braucht es Methoden, die kind- und jugendgerecht sind.
Trotz der Vielfalt der partizipativen Methoden in der Kinder-und Jugendhilfe gibt es nach wie vor kein umfassendes Gesamtkonzept, das sich auf die vielschichtigen Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit anwenden lässt. Die Umsetzung des jeweiligen Konzeptes oder der Methode muss individuell an die Gegebenheiten der Einrichtung sowie Besonderheiten der Teilnehmenden angepasst werden. Die Motivation der Fachkräfte spielt bei der Durchführung eine entscheidende Rolle.
Frau Krüger stellte ein Fallbeispiel vor, bei dem ein Kind im Hilfeplangespräch partizipativ einbezogen wurde, jedoch – vollkommen überfordert mit der Situation – die eigenen Wünsche nicht geäußert hat. Stattdessen bekam das Kind die Möglichkeit, [gemeinsam mit den Erzieher_innen der Wohngruppe, in der das Kind lebt] einen Brief an die zuständige Sozialarbeiterin aus dem Jugendamt zu schreiben/ zu malen und somit die eigenen Belange kundzutun. Das Kind fasste durch die Ernsthaftigkeit, mit der dieser Brief und seine Wünsche behandelt wurde, Vertrauen und war anschließend auch in der Lage, sich verbal auszudrücken. Diese kreative Vorgehensweise beindruckte die Studierenden und sorgte für ein AHA-Erlebnis.
Neben Konzepten und Methoden zur Kinder- und Jugendpartizipation stehen deren Herausforderungen. Überforderung, Fremdbestimmung sowie Alibiteilnahme der jungen Menschen verhindern echte Partizipation. Wichtig ist demnach, dass die Entscheidungs- und Gestaltungsmacht nicht allein in der Hand der Erwachsenen liegt, sondern bewusst an die Kinder und Jugendlichen übertragen wird. Hierfür ist zentral, dass die Beteiligungsrechte der Kinder und Jugendlichen strukturell verankert werden.
Die Kinder und Jugendlichen sollen dabei auf Unterstützung bauen. Wie das praktisch umsetzbar ist, berichtete Fr. Krüger aus ihrer Arbeit im Qualitätsmanagement des Trägers, der gemeinsam mit jungen Menschen Strukturen aufbaut, in denen sie ihre Interessen selbst vertreten können.
Die Studiengruppe GTS und KJH 22 und Prof. Dr. Rebekka Bendig