Wie wird Partizipation auf kommunaler Ebene umgesetzt? Das Kinder- und Jugendbüro (KJB) ist eine Anlaufstelle, die Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit eröffnet, sich einzubringen und ihre Wünsche und Vorstellung im Bezirk einzubringen.
Dass und auf welche Weise dies im Berliner Stadtteil Lichtenberg geschieht, davon überzeugten sich Studierende (KJH21) gemeinsam mit Professorin Bendig in der „Schaltzentrale“ von Lichtenberg: Dem Rathaus, von dem aus auch das KJB Lichtenberg im Bezirk aktiv ist. Manuela Elsaßer und Anette Liepe, langjährige Mitarbeiterinnen des KJB, stellten die vielfältigen Aktivitäten für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, insbesondere des Rechtes auf Partizipation, vor.
Das hat uns Studierende nachhaltig beeindruckt
Direkte Beteiligung:
- Jugendliche entscheiden über Finanzen: In der bezirklichen Jugendjury wird anhand eigener Kriterien entscheiden, welche (von Kindern und Jugendlichen eingereichten Projekte) finanziert werden. Außerdem sind junge Menschen selbstverständlich Teil des sogenannten „Bürgerhaushaltes“, in dem die Lichtenberger:innen über einen Teil des Lichtenberger Haushaltes entscheiden.
- In regelmäßig stattfindenden Jugendforen treten junge Menschen mit Verwaltung und Politik in einen moderierten Dialog über Ihre Anliegen. Zwei junge Mädchen setzten sich in der der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beispielsweise für die Einführung kostenloser Menstruationsartikel ein. Hintergrund ist die Tatsache, dass Mädchen sich zeitweise nicht in die Schule trauen oder einer erhöhten Gefahr von Infektionen ausgesetzt sind, weil sie Menstruationsartikel gar nicht oder in zu geringem Umfang besitzen. Sie überzeugten trotz einer kontroversen Debatte in der BVV und erreichten die verpflichtende Umsetzung für alle Jugendfreizeiteinrichtungen in Lichtenberg. Ein Großteil der Lichtenberger Schulen setzte diesen Vorschlag ebenfalls um.
Weitere Erfolge der Beteiligung
Mitgestaltung von Spielplätzen, Beseitigung von Angsträumen und Erstellung von Kiezkarten von Kindern für Kinder.
Umsetzung des Jugendförder- und Beteiligungsgesetzes
In einem „Bericht über die Sichtweise junge Menschen“ wird regelmäßig die Perspektive der Kinder und Jugendlichen eingeholt und die Ergebnisse in den Jugendförderplan eingespeist.
Freiwilliges Engagement junger Menschen
Kinder und Jugendliche erhalten Auszeichnungen für besonderes Engagement. Um die Partizipation aller Beteiligten zu würdigen, werden neben der Auszeichnung für den ersten Platz alle weiteren Beiträge mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.
Zudem soll es zeitnah eine Auszeichnung im größeren Rahmen geben.
Würden diese Kinder und Jugendlichen nicht "aquiriert"/"aktiviert", würden ihre Ressourcen und Fähigkeiten in der Politik gar nicht entdeckt und gefördert werden können.
(Personelle) Ressourcen
Dies ist nur ein Bruchteil der vielfältigen Aktivitäten, die mit nur 2 Stellen umgesetzt werden. Demnächst erhält das KJB Unterstützung durch eine weitere halbe Stelle, die bei einem freien Träger angesiedelt sein wird.
Unser Fazit
- Kinder und Jugendliche haben eine Lebenswelt und Realität, die wir Erwachsene nicht teilen können. Daher ist es so wertvoll, sie als Akteure in die Politik einzubinden und sie zu beteiligen. Sie haben eine Sicht auf Räume, die einzigartig ist für jedes Alter. Sie bewegen sich anders in der Welt. Sie fühlen und denken anders als Erwachsene.
- Kinder und Jugendliche erfahren Selbstwirksamkeit durch Umsetzung ihrer Ideen.
- Junges Engagement führt zu Erwachsenen mit viel Erfahrung, die Veränderungen bewirken können.
Kontakt und Information:
kjb-lichtenberg.de
Verfasser:innen:
Die Studiengruppe KJH 21 und Prof. Dr. R. Bendig im Rahmen des Moduls Partizipatives ressourcenorientiertes Handeln und Kinderrechte